Der Prostatakrebs ist der häufigste bösartige Tumor des Mannes in Deutschland.
Wird der Tumor zum Beispiel im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung frühzeitig entdeckt, sind die Heilungschancen sehr gut. Üblicherweise wird das Prostatakarzinom, so der medizinische Fachausdruck, mittels einer Operation behandelt, wobei die Prostata zumeist zusammen mit den Anhangsorganen komplett entfernt wird. Die Patienten liegen bei diesem Verfahren in aller Regel etwa zehn Tage in der Klinik.
Alternativ zur Operation ist eine Strahlentherapie möglich. Sie zieht sich über etwa zwei Monate hin, in denen immer wieder Termine zur Bestrahlung absolviert werden müssen.
Seed Implantation – Bestrahlung von innen heraus
Ganz anders ist das Vorgehen bei der sogenannten Brachytherapie, einem modernen Verfahren zur Behandlung von Prostatakrebs, bei dem das Organ praktisch von innen heraus bestrahlt wird. Dazu werden kleine, reiskorngroße radioaktive Plättchen, die sogenannten Seeds, mit einer Nadel durch die Haut hindurch in die Prostata implantiert und dort genau platziert. Die Mediziner sprechen bei dem neuartigen Verfahren daher auch von der „Seed Implantation“. Der Begriff „Seed“ kommt aus dem Englischen und heißt so viel wie Korn.
„Der Eingriff erfolgt meist unter Vollnarkose und dauert etwa eine bis anderthalb Stunden“, erklärt Dr. Stefan Carl den Ablauf. „Das geht alles ohne Skalpell und ohne einen Schnitt, der Patient bleibt äußerlich unversehrt und auch die Prostata bleibt im Körper“, schildert der Arzt die Vorteile der Brachytherapie.
Die kleinen „Körner“ entfalten in der Prostata ihre Wirkung, indem sie zielgenau und exakt dosiert den Tumor und nicht zugleich gesundes Gewebe oder auch andere Organe mitbestrahlen. Etwa ein Jahr nach der Implantation der Seeds erlischt deren Strahlenaktivität.
Obwohl der Eingriff längst nicht so belastend wie eine operative Entfernung der Prostata ist, handelt es sich bei der Brachytherapie doch um ein aufwändiges Operationsverfahren, bei dem verschiedene Fachärzte – vom Strahlentherapeuten über den Urologen bis hin zum Medizinphysiker – eng in einem Team zusammenarbeiten. Trotzdem kann der Patient schon am zweiten Tag nach dem Eingriff das Kreiskrankenhaus Emmendingen wieder verlassen.
Die Brachytherapie hat somit eine Reihe von Vorteilen: Sie bietet gleich gute Heilungschancen, ist jedoch für den Patienten deutlich schonender und hat weniger Nebenwirkungen als eine herkömmliche Operation oder Bestrahlung von außen.
In Frage kommt das Verfahren entsprechend den medizinischen Leitlinien der Europäischen Gesellschaft für Urologie bei vergleichsweise wenig aggressiven Tumoren. Es ist ferner bei mittelgradig aggressiven Tumoren anerkannt.
Bei jedem Patienten wird das Behandlungskonzept in unserer Abteilung dabei auf seine individuelle Situation und auf das jeweilige Tumorstadium angepasst.